Üble Nachrede hinterlässt Spuren – Gastbeitrag
Im Ursprung ist dieser Gastbeitrag ein Leserbrief von Christian Römmich, der am 5. August 2025 im Badischen Tagblatt erschienen ist. Der Leserbrief ist eine Reaktion auf den Baden-Badener Oberbürgermeister Dietmar Späth, der u.a. nach Beschimpfungen in Social Media krank geworden ist.
Christian Römmich hat uns freundlicherweise die Veröffentlichung genehmigt: „Ich kenne Herrn Späth nicht persönlich, nur vom Hörensagen, Lesen und vermutlich kennt er mich auch nicht. Dennoch möchte ich ihm und seiner Familie von Herzen alles Gute und die besten Genesungswünsche übermitteln.
Es ist erschütternd zu lesen, wie sehr Worte – besonders in den sozialen Medien – einem Menschen zusetzen können. Dass es Wenigen gelingt, mit gezielten Beleidigungen oder Unterstellungen jemanden in die Knie zu zwingen, ist eine traurige Realität. Üble Nachrede hinterlässt Spuren – bei der betroffenen Person und ihrem Umfeld. Das Schweigen, um sich nicht auf das Niveau der Kritiker zu begeben, ist edel, aber kostet Kraft. Ich selbst kann davon ein Lied singen.
Nach jahrelangem Engagement in Politik, Kirche und Gesellschaft habe ich erlebt, wie verletzend und zerstörerisch solches Verhalten sein kann. Es ist nicht immer entscheidend, dass du Applaus bekommst, sondern dass du an dich glaubst und den Mut hast, weiterzugehen – auch wenn noch so viele Menschen, meist ist es allerdings eine laute Minderheit – das Gegenteil behaupten.
Solche Personen, die demütigen, schikanieren, deformieren, haben kein Interesse am Miteinander. Ihnen geht es nicht um Gemeinschaft, nicht um die Gesellschaft und schon gar nicht um den Menschen, sondern nur um Macht, Einfluss und den eigenen Vorteil. Macht und Gier sind mit die größten Feinde einer funktionierenden Gesellschaft. Woher nimmt man sich das Recht, über andere zu urteilen? Hier fehlt jeder Hauch von Menschlichkeit, Liebe und Vernunft.
Eine Gesellschaft, eine Demokratie, lebt vom Miteinander, vom Zuhören, vom Respekt, von der Vielfalt der Meinungen. Sie lebt vom ehrlichen Interesse am Gegenüber, davon, dass man miteinander spricht, nicht übereinander, nicht vom Urteilen, nicht vom Niedermachen, nicht vom lauten Brüllen in den digitalen Räumen.
Im vergangenen Jahr fand die Fußball-Europameisterschaft der Männer in unserem Land statt. Ich bin kein Fußballkenner, aber der Nationaltrainer Julian Nagelsmann hat im Interview nach dem Spiel gegen Spanien einen Satz gesagt, der mich bewegt hat: „Man wünscht sich für das Land, dass wir verstehen, dass es gemeinsam einfach besser geht. Und wenn wir immer nur in Tristess verfallen und alles ist grau und alles ist schlecht, dann wird sich keiner verbessern und das gilt im Fußball und in der normalen Gesellschaft.“
Vielleicht ist genau jetzt die Zeit für mehr Miteinander, wieder mehr miteinander zu reden, zuzuhören und respektvoll umzugehen. Einfach wieder Mensch zu sein, mit Fehlern, mit Herz, mit Vernunft. Das würde uns und unserer Gesellschaft guttun.“