ABITUR – ein Kommentar zum Skandal an einer Schule in Hessen

ABITUR – ein Kommentar zum Skandal an einer Schule in Hessen

Unser Mitglied Nathalie Szeip, selbst Abiturientin in diesem Jahr, kommentiert einen Skandal an der Liebigschule in Gießen, Hessen. Dort wurde eine Naziparole zum Abiturmotto gewählt:

„KABItalismus – 13 Jahre Klassenkampf“ oder „ABIrolSpritz – Bittersüßer Abgang“; Das sind gewöhnliche Sprüche, die ein Jahrgang wählen kann, um das Abitur unter ein Motto zu stellen. Meist ist es ein Schlagwort mit „Abi“ und ein kurzer Spruch, der dazu passt.

Als ich von dem vorgeschlagenem Abi-Motto der Schule in Hessen erfuhr, war ich sprachlos. „NSDABI – Verbrennt den Duden“, so lautete der Spruch, aus dem sich einige Schüler einen Spaß machten. Und das in einer Zeit, in der wir uns stets um Aufklärung und politische Bildung bemühen… In einem schulischen Kontext, der Bildung und Werte vermitteln soll. Ich, als Abiturientin, halte das für eine geschichtsvergessene Bankrotterklärung.

Es zeigt, wie wenig Wissen und Sensibilität für das Thema Nationalsozialismus vorhanden sind. Denn wer einmal ein KZ besucht hat und damit den Ort der Gräueltaten mit eigenen Augen sah, der wird sich hüten, darüber Witze zu machen! Tut man es doch, so ist das ein beschämendes Armutszeugnis und zeugt von einem Mangel an Selbstreflexion und Empathie für die Opfer der Nazis.

An alle, die kontern würden „ist doch nur Spaß“: Wir dürfen die NS-Zeit nicht relativieren und solche „Späße“ billigen. Hier werden Grenzen ausgelotet; was darf man bringen, was nicht? Solange niemand etwas dagegen sagt, wird immer mehr hingenommen. Doch wir dürfen Nazi-Parolen keinen Raum geben, sonst werden sie immer salonfähiger.

Die bundesweite Schlagzeile hat eine positive Reaktion hervorgerufen. Viele zeigten Haltung, und der Jahrgang veröffentlichte eine Stellungnahme, in der man sich entschuldigte und versicherte, dass man sich von dieser Aktion einzelner distanzierte. So gehört sich das!

Es ist ein Weckruf, dass wir wachsam sein müssen, um sicherzustellen, dass Geschichte nicht trivialisiert oder missbraucht wird. Der Nationalsozialismus ist kein Thema für ein lustiges Motto, sondern eine dunkle Epoche, die uns mahnen sollte, wachsam gegen Hass und Intoleranz zu bleiben.